Die ehemalige Schülerin Brigitte Burghardt erinnert sich

Solidarität

Es war einer jener Winter in denen noch Schnee fiel, und eine dichte Schneedecke die Realschule umsäumte. Was war das für ein Glücksgefühl in der großen Pause hinauszustürmen. Und was war die Verlockung groß, aus dieser wunderbaren weißen Pracht mit bloßen Händen einen Schneeball zu formen. Doch Halt – das Schneeball werfen war natürlich strengstens untersagt. Einmal ist keinmal und es wird schon niemand was mitbekommen. Und so kam es wie es kommen musste, eine kleine Gruppe pubertierender Teenager warfen sich mit Schneebällen ab. Es blieb jedoch den strengen Blicken der Lehrkraft (die Pausenaufsicht hatte) nicht verborgen, und just als einer der Jungs zum großen Wurf ansetzte, schritt der „Vollstrecker“ ein: Auf frischer Tat ertappt. Der arme Kerl. Das Strafmaß für diese Tat umfasste einmal die Schulordnung (mehrere Seiten) bis zum nächsten Tag abzuschreiben und vorzulegen. Uns als Gruppe erschien dieses Strafmaß äußerst hart, wir fühlten uns mitschuldig, empfanden es als ungerecht, dass nur einer den Kopf  für diesen Frevel hinhalten sollte. So entschlossen wir, dass jeder von uns Beteiligten einen Teil der Schulordnung abschreibt. Am nächsten Tag lag die mehrseitige Schulordnung, fein säuberlich in den unterschiedlichsten Handschriften geschrieben vor.

Kunst und Blaukraut

Blaukrautkopfstudie (Foto: B. Burghardt)

Die Geschichte mit dem Blaukrautkopf verfolgt mich bis heute – und wie ich aus Gesprächen weiß – nicht nur mich. Es gibt da wohl ein kollektives Klassentrauma. Große Künstler haben sich am Stillleben verschiedenster Objekte versucht und wahrlich große Meisterwerke sind entstanden. Vielleicht mag das der Gedanke, unseres Kunstlehrers gewesen sein als er mit dem halbierten Blaukrautkopf unter dem Arm uns Zeichenschüler dazu aufforderte, dieses Objekt genau zu studieren, diese zarten, enggefalteten, unterschiedlich ausgeprägten Blätter, dieses Zusammenspiel von Violett und Weiß, Verschlungen ineinander. Der allgemeinen Ratlosigkeit folgte zarte Bleistiftstriche auf Papier, und mit fortschreitender Schulstunde auch der Einsatz von Wasserfarbe und Pinsel. Verwegen und vielleicht mit einer kleinen Portion Übermut wagte es eine unserer besten Zeichnerinnen der Klasse, einen kleinen Tupfer Farbe auf das Anschauungsobjekt zu geben. Welches am Ende der Unterrichtsstunde beinahe einen Eklat auslöste, da der Blaukrautkopf nach seinem Einsatz als Kunstobjekt, Verwendung in der heimischen Küche des Kunstlehrers finden sollte. Unsere zu Papier gebrachten Blaukrautkopfstudien erzielten übrigens,trotz redlicher Bemühungen – keine Bestnoten.